Seeing is different than beeing told.

(Sprichwort aus Sansibar)

Seit meiner ersten Reise nach Ostafrika, als ich die Menschen dort kennenlernen durfte, mit all ihren Freuden, Nöten und Sorgen, kann ich nicht mehr aufhören, an sie zu denken.

Tief beeindruckt hat mich, dass ein freundschaftliches Gespräch, eine Geste, gemeinsam verbrachte Zeit viel mehr wert ist als materielle Güter. Auch wenn es den Menschen an vielem fehlt, was für uns selbstverständlich ist, so spiegelt sich in ihrer Lebensart ein unschätzbarer Reichtum.

Dieser Reichtum, gepaart mit unseren finanziellen Möglichkeiten, könnte ein Paradies auf Erden sein.

Wo beginnt Sinn:
Überall dort, wo sich unsere Fähigkeiten mit den Bedürfnissen dieser Welt kreuzen

(Viktor Frankl)

Prof. Henning Grossmann aus Hamburg, begeisterter Tropenmediziner und Hautarzt, legte mit Hilfe der International League of the Dermatological Societies (ILDS) 1992 in Tansania - am Fuße des Kilimanjaro - den Grundstein für die Entwicklung der Dermatologie in Afrika.

Er begründete das Regional Dermatology Training Center (RDTC), ein dermatologisches Lehrspital, das mittlerweile über 200 Ärzte und Krankenschwestern mit dermatologischer Spezialisierung ausgebildet hat, die über ganz Afrika verstreut ihre hilfreichen Dienste versehen.

Visite im Queen Elisabeth Krankenhaus in Blantyre, Malawi mit ADO (advanced dermatological Officer)Levsion Mwale, ausgebildet  am RDTC in Moshi, Tansania, und Medzizinstudenten,

If you're not part of the solution, you're part of the problem.

(African Proverb)

Ich habe die Möglichkeit, am RDTC in Moshi regelmäßig mitzuarbeiten. Die Vielzahl der Patienten mit Hauterkrankungen in schwerer Ausprägung erfordert ein dichteres Netz an dermatologischer Versorgung. Aufgrund der mangelnden finanziellen Ressourcen und der lückenhaften Struktur der Facharztversorgung kann mit europäischer Hilfe wertvolle Unterstützung geleistet werden. Die Österreichische Dermatologische Gesellschaft unterstützt mit Geldmitteln und Knowhow die Ausbildung afrikanischer Kollegen. Dr. Martina Schütz und Dr. Verena Lackner sind meinem Beispiel gefolgt und haben im RDTC mitgearbeitet. Mein Partner Prim. Dr. Georg Klein setzt sich persönlich dafür ein, dass dieser Austausch fortdauert und als eine Art Brücke zwischen Afrika und Österreich bestehen bleibt.

Sticks in a bundle are unbrakeable

(African Proverb)

Prof.  Dr. Henning Grossmann mit Dr. Esther Mzumara und Dr. Kelvin Mponda aus Malawi, die sich in Ausbildung für Dermatologie und Venerologie befinden, bei der jährlichen CME-Fortbildung am RDTC in Moshi

Menschen mit Albinismus am Kilimandjaro: Ein Projekt für Ärmste unter Armen: „Weiße Schwarze“ Menschen ohne Pigment und ohne Schutz

Das Regional Dermatology Training Center (RDTC) ist ein gut geführtes Universitäts- und Lehrkrankenhaus in Moshi in Tansania, in einem der ärmsten Länder der Welt. Unterstützt und großteils finanziert wird es von der internationalen dermatologischen Gemeinschaft. Das RDTC wird von Prof.Henning Grossmann aus Hamburg und Prof.John Massenga aus Tansania geleitet.

Seit 1987 werden hier in 2-jährigen Kursen jeweils 15-20 Ärzte und Krankenschwestern aus den verschiedensten Ländern Afrikas ausgebildet. Neben HIV/AIDS werden hier alle Hautkrankheiten, die es auch in der entwickelten Welt gibt, vorrangig infektiöse und chronisch entzündliche Erkrankungen, wie z.B. Schuppenflechte, Neurodermitis und Hauttumoren behandelt. Ein großes Problem stellen Menschen mit Albinismus dar.

Albinismus ist eine Erbkrankheit. Der Haut fehlt das Pigment, und somit kann sie nicht bräunen.

Die Patienten leiden unter schlechtem Sehvermögen und massiver Lichtempfindlichkeit. Sie sind empfindlich für alle zerstörerischen Effekte des UV-Lichts. Die Häufigkeit variiert weltweit stark. Die Erkrankung ist in Europa selten (1:20.000), während sie in Tansania und anderen Ländern Afrikas deutlich höher, bei 1:1000 -1500 liegt.

Da sich das tägliche Leben in Afrika im Freien abspielt, sind Menschen mit Albinismus den UV-Strahlen dauernd ausgesetzt. So wird verständlich, dass sich schon ab der frühen Kindheit Hautschäden und Vorstufen von Hautkrebs entwickeln. Um den Kilimanjaro, unmittelbar südlich des Äquators, gibt es mehr als 6.000 Menschen mit Albinismus.

In gesamt Tansania schätzt man ca. 50.000. Für sie wurde ein Schutzprogramm erarbeitet. Mithilfe eines „Klinikkoordinators“, Hautärzten und Studenten vom RDTC in Moshi, der Hauptstadt der Region, werden regelmäßig halbjährlich mobile Hautambulanzen, in mittlerweile 20 Orten um den Kilimanjaro abgehalten. Das Projekt wurde 1993 vom RDTC ins Leben gerufen.

Hauptziele des Projekts sind Vorbeugung von Hautkrebs durch Aufklärung der Patienten, Angehöriger und Lehrer, Ausgabe von Sonnenschutz in Form von Cremen, Brillen und Kleidung und die Therapie bereits aufgetretener Schäden, Operationen von Hauttumoren (im Krankenhaus KCMC - Kilimanjaro Medical Center) und vor allem der Versuch, die Betroffenen sozial besser zu integrieren. Informationsbroschüren gibt es bereits in Kisuaheli.

Bei den Untersuchungen haben mehr als ein Viertel der Patienten Hauttumoren, auf der Basis stärkster Sonnenschädigung der Haut. Viele Patienten versterben bereits in jungem Alter an Hautkrebs. Die meisten tragen kurze Hosen, T-Shirts und haben keinerlei Kopfbedeckung.

Im Interview mit Patienten und Angehörigen erfährt man unbarmherzige Mythen, die über Albinos in der Bevölkerung herrschen. Albinos werden in eine soziale Isolation getrieben. So werden sie „Zeru“-Geist, „Msungo“- Weißer, oder „Nguruwe“ – Schwein, genannt. Es wird geglaubt, dass die Mutter sexuellen Kontakt mit Weißen hatte, der Teufel die Hand im Spiel hatte, oder dass die Mutter in der Schwangerschaft Unrechtes getan hatte.

!!!! Und das ist noch nicht das Grausamste:

Es hört sich an wie ein Horrorfilm, aber es ist leider Wirklichkeit:

Wie viele von uns bereits aus den Medien erfahren mussten, werden Menschen mit Albinismus seit einiger Zeit gejagt, verstümmelt und getötet, weil traditionelle Heiler verbreiten, dass Knochen und Fleisch von Albinos, als Medizin eingenommen, Glück, Reichtum und Gesundheit und Heilung von schweren Krankheiten wie HIV/AIDS bringen.

Es handelt sich um eine unfassbare menschenverachtende Tragödie.

Nicht nur die medizinische Betreuung ist wichtig. Die Werkstätte für Ausbildungen von Schneiderinnen, Batikerinnen und Schustern ist eine sehr gute Möglichkeit Arbeitsplätze und Ausbildung in vor der Sonne geschützten Innenräumen zu schaffen, sie dient der Selbstversorgung mit Sonnenschutz und sozialen Besserstellung. Finanzielle Mittel zur Erhaltung und zur Ausweitung dieses Angebots sind sehr wichtig und deshalb auch meine Bitte: Vergessen Sie bitte auch in der nächsten, wenn vielleicht auch wirtschaftlich etwas kargeren Zeit, nicht auf unser Projekt, vor allem deshalb, weil diese Menschen das Schicksal noch viel härter trifft als uns.

Die Betreuung ist bereits auf weitere Regionen Afrikas (insbesondere Malawi) ausgeweitet worden und ist derzeit vollständig von Spenden abhängig.

Sonnenschutz

Entwicklung eines Booklets in Chichewa für Menschen mit Albinismus in Malawi - Koordinator Peter Kundy, Dr Alfred Naiburi und Dr. Georg Klein